Kretzschmaria deusta Syn. Ustulina deusta, Syn. Hypoxilon deusta
Der Brandkrustenpilz
Dieser kleine Schlauchpilz (Ascomycet) häufig vorkommend an Linde (Tilia spp.), Buche (Fagus spp.) und Kastanie (Aesculus spp.)¹ sorgt aufgrund seiner Eigenschaft als schwer erkennbar zu gelten – deshalb der Name „der Unscheinbare“ – und gleichzeitig für Fäulen im Stammfuß- und Wurzelbereich verantwortlich zu sein für den Austritt salziger Flüssigkeit bspw. in Stirn- oder Achselbereich eines Baumkontrolleurs. Er ist der Grund, warum Baumkontrollen unbedingt von speziell geschulten Fachleuten durchgeführt werden sollten, denn ein Übersehen kann schwerwiegende Folgen haben.
Die Spinnen die Römer!
Wenn sie das oder so etwas ähnliches als Baumeigentümer gedacht haben, dann schauen Sie sich Abbildung 1 bitte mal genau an. Von Außen ist der Brandkrustenpilz in diesem Beispiel nur über diese schwarzen rinnenartigen Verfärbungen bzw. schwarze Leckstellen zu erkennen. Das deutet erst einmal darauf hin, dass die Rinde partiell abgestorben ist. Weil diese Lebensäußerung des Baumes erst einmal unspezifisch ist, zieht ein guter Baumkontrolleur bei diesen Symptomen immer K. deusta als Differentialdiagnose in Betracht. Nach Freilegen und genauerer Untersuchung der auffälligen Rindenpartie wird ein Bereich sichtbar, der mit den Stromata (sporenproduzierendes Hyphengeflecht der Schlauch- und einiger Ständerpilze) der Hauptfruchtform überzogen ist (Abb.2). Das heißt also, dass an dieser Stelle eine Fäule (genauer gesagt eine Moderfäule) zu vermuten ist, die unbekannten Ausmaßes ist. Ergo gilt es zu prüfen, ob der Baum noch verkehrssicher ist. Eine detaillierte Beschreibung der Biologie und Auswirkungen erhalten Sie im nächsten Abschnitt. Falls Sie sich die Informationen sparen wollen und gleich einen Fachmann zu Rate ziehen wollen bitte hier klicken.
Biologie des "Unscheinbaren"¹²
Der mehrjährige Fruchtkörper tritt meist kurz oberhalb der Bodenoberfläche am Stammfuß auf, wobei er vornehmlich an den Wurzelanläufen seitlich oder zwischen ihnen hervortritt, wie in Abb. 2 zu sehen ist. Die schwarzen, höckerigen Stromata sind das Ganze Jahr über zu erkennen und geben ein krachendes Geräusch bei dem Zerdrücken ab, womit sich der Brandkrustenpilz gut verifizieren lässt. Von Ende März bis Ende Mai sind die Fruchtkörper leichter zu erkennen, denn in dieser Zeit erscheinen die Fruchtkörper der Nebenfruchtform Nodulisporium sp. (Abb. 5 und 6), welche später durch den gebildeten Sporenstaub aus den Stromata immer dunkler im Laufe des Sommers werden (Abb. 3 und 4).
Das Eindringen von Pilzsporen wird ermöglicht durch Verletzungen der Wurzeln oder am Stammfuß. Des Weiteren kann der Pilz über Wurzelverwachsungen andere gesunde Bäume besiedeln. Der Holzabbau wird allgemein als sehr aggressiv beschrieben vor allem an den schlecht abschottenden Baumarten kann dies beobachtet werden (bspw. Rosskastanie, einige Ahorne, Birke, Esche). Buchen können mit einem Befall besser umgehen, da die Mittellamelle der Rotbuche schwer zesetzbar ist durch den ihr eignen hohen Ligningehalt.
Die Ausbreitung der Fäule dehnt sich vor allem im unteren Stammbereich und in den Wurzeln aus. Teilweise kann der Holzabbau auch bis in den Stamm hineingehen. Meist schreitet die Fäule von innen nach außen, was zur Folge hat, dass der Baum seine Lebensvorgänge ungehindert betreiben kann, der Baum aber nicht mehr bruchsicher ist. Häufig kommt es zu völlig unvorhersehbaren Brüchen, da die Moderfäule bevorzugt Hemicellulose und Cellulose abbaut und Lignin übrig lässt. Damit schwinden die chemischen Bestandteile des Holzes, die es biegefest machen, was einen Bruch bei geringer Belastung während eines „lauen Lüftchens“ zur Folge haben kann.
Die Beurteilung der Standsicherheit nach dem Erkennen des Befalls kann mit eingehenden Untersuchungen geprüft werden. Sie werden nach der Baumkontrolle angewendet, wenn nicht abschließend geklärt werden kann, ob der Baum Stand- und Bruchsicher ist. Möglich sind bei einem Befall mit dem Brandkrustenpilz das Bohrwiderstandsmessgerät oder ein Zugversuch, wobei das Bohrwiderstandmessgerät bei initialem Befall schwer zu interpretieren ist. Das kommt daher, dass durch das anfänglich verbleibende Lignin in der Sekundärwand und der Mittellamelle der Holzzelle kaum ein Festigkeitsverlust und damit eine Änderung der Bohrwiderstandskurve einhergeht, der Baum aber schon empfindlich in seiner Verkehrssicherheit geschwächt sein kann.
Quellen:
¹ Lichtenauer, A.; Kowol, T.; Dujesiefken, D.: Pilze bei der Baumkontrolle, 4. Edition, 64, 2013
² Pöll, B.: Brandkrustenpilz, 2016 https://baumsicht.de/brandkrustenpilz/ (Internetseite)
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