Baumpflanzung10 Minuten zum lesen

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Nicht nur Fällen sondern Pflanzen ist das Motto der Stunde!

Doch warum ist das wichtig? Dafür gibt es viele Argumente, denn zum einen „erkaufen“ Bäume wertvolle Zeit im Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels, denn ihre Fähigkeit Kohlenstoffdioxid als bedeutendes Treibhausgas aus der Luft in Form von Kohlenstoff langfristig in ihrem Holz zu binden, bedeutet einen geringeren CO²-Gehalt in der Atmosphäre und damit Zeit!

Zum anderen geht es um die Erhaltung von ästhetischem Grün in der Landschaft und in der Stadt, wie bspw. die für  Mecklenburg-Vorpommern prägenden Alleen mit  unglaublichen 4.001 km (Peters et. al. 2019). Sie sind bedeutend in der touristischen Wahrnehmung des Bundeslandes M-V und damit sehr essentiell für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Bundeslandes, denn das reine Gastgewerbe (Hotels, Restaurants, Café, etc) macht im Jahre 2020 2,789 Mrd. €¹an einem Bruttoinlandsprodukt von 46,789 Mrd. € für M-V aus. Damit hat das direkte Gastgewerbe ca. 6 % Anteil am BIP von Mecklenburg-Vorpommern. Hinzu kommen Dienstleister für die einzelnen Betriebe des Gastgewerbes, wie bspw. Wäschereien, Nahrungsmittelproduzenten, usw sowie die diejenigen Betriebe, die von der Ankunft der Touristen profitieren, wie bspw. Einzelhändler die Kleidung oder Souvenirs verkaufen. Um diesen bedeutenden Wirtschaftsfaktor zu unterstützen braucht Mecklenburg-Vorpommern eine attraktive Landschaft, die zweifelsohne nur mit den zahlreichen Alleen als solche gilt.

Doch warum neue Bäume pflanzen, wenn wir so viele haben? Speziell Straßenbäume sind erhöhten Belastungen ausgesetzt, wie zum Beispiel Streusalzeintrag, Anfahrschäden durch Verkehrsunfälle, eingefaulte Astungswunden nach dem verspäteten Lichtraumprofilschnitt und Schäden im Wurzelraum durch Straßenverbreiterungen. Damit wird ihr maximal erreichbares Lebensalter stark herabgesetzt und Nachpflanzungen mehren sich. Hinzu kommen neuartige Komplexerkrankungen, wie das Rosskastaniensterben, die zur einer erhöhten Mortalität an Straßenbäumen führen und damit auch den Bedarf an Nachpflanzungen wachsen lassen.

Baumpflanzung, dann aber richtig!

Als erstes ist der potentielle Standort des Baumes festzulegen. Dabei gilt es eine ganze Reihe an Informationen einzuholen, die das spätere Gedeihen des Baumes gefährden könnten. Dazu gehören:

  • Sind unterirdische Medienträger, um den Baumstandort verteilt? Sind solche Medienträger geplant?
  • Welche Bodenform kommt am Baumstandort vor?
  • Wie groß ist der durchwurzelbare Raum des Baumes? Muss Boden ausgetauscht werden? Muss der Wurzelraum ggf. erweitert werden durch die Rückbau versiegelter Flächen? Soll der Gießring abgedeckt werden bspw. mit Hornspäne oder Hackschnitzel?
  • Welchen Zweck soll der Baum erfüllen? (Alleebaum, Solitär auf einem Gehöft, Schattenspender in einer Fußgängerzone, etc)
  • In welchem Umfeld wird der Baum stehen? (Straßenbaum, innerorts, außerorts)
  • Welche Baumart passt zum Zweck und Boden sowie zum Baumumfeld?
  • Welches Sortiment soll gepflanzt werden?
Wenn es eine Antwort auf diese Fragen gibt, dann kann es mit der Vorbereitung der Pflanzung losgehen. Nun sind die Leistungsbedingungen zu klären. Es hat sich in Praxis bewährt solche Bedingungen als späterer Baumbesitzer vorzugeben, denn das mit der Pflanzung später beauftragte Unternehmen soll meist innerhalb einer Zeit von 3 Jahren um den Anwuchserfolg des Baumes bemüht sein. Dies wird in einer sogenannten Anwuchspflege sichergestellt. Sie beinhaltet bspw. das Unkraut jähten, die ausreichende Versorgung mit Wasser und das regelmäßige Entfernen der Stammaustriebe sowie das Abbauen des Dreibockes nach den 3 Jahren und der ausreichenden Verankerung des Baumes im Boden. Diese Vorüberlegungen sind dann in die Angebotseinholung zu integrieren und dann den entsprechenden einschlägig bekannten Fachfirmen (!) mitzuteilen. Nach der Einholung der Angebote kann die Beauftragung erfolgen und die neuen Bäume sollen an ihren Platz.

Beispiel: Alleenachpflanzung

In diesem Beispiel handelt es sich um ca. 135-jährige Rosskastanie-Allee an der Mecklenburgische Seenplatte. Durch den Brandkrustenpilz ist diese Allee schrittweise lückiger geworden und es haben sich ausreichende Lücken für Nachpflanzungen ergeben. Der Zweck der Pflanzung ist hier die Wiederherstellung einer geschlossenen Allee. Es waren keine unterirdische Medienträger in der Nähe und der hoher Nährkraftstufe und guter Wasserversorgung auch bestens für eine Rosskastaniennachpflanzung geeignet. In diesem Fall ist die Entscheidung auf die Rotblühende Rosskastanie (Aesculus x carnea) einer Kreuzung aus der Gemeinden Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und der Roten Rosskastanie (Aesculus pavia), die aus Nordamerika stammt. Der Vorteil der Rotblühenden Rosskastanie ist, dass sie nicht oder nur wenig von der Kastanieminiermotte (Cameraria ohridella) befallen wird, die für die schnelle Verbraunung des Laubes im Juni bis hin zum vorzeitigen Laubfall verantwortlich ist.

Abb. 1: die Pflanzen im Sortmiment 14-16 cm Stammumfang (in 1 m Höhe gemessen) wierden angeliefert. Der Stamm ist vor Beschädigung durch eine Umwicklung an der Auflage geschützt.

Das zu pflanzende Sortiment ist eine 14-16 cm Stammumfang (StU) starke Pflanze. Der Stammumfang in der Baumschule wird immer auf 1 m Höhe über dem Erdboden gemessen. Wie in Abb. 1 zu sehen ist, handelt es sich um Pflanzen mit einem Drahtballen, der darunter mit einem Jutesack umwickelt ist. Er muss regelmäßig bewässert werden und nicht direkt in der Sonne zu lagern, damit die Pflanzen nicht vertrocknen.

Bei Lieferung der Pflanzen ist unbedingt die Güte der Pflanzen durch einen Fachmann zu kontrollieren um Beschädigungen durch Transport oder Ähnliches an Wurzel, Stamm oder Krone auszuschließen. Wenn die Pflanzen abgenommen wurden können Sie ordnungsgemäß gepflanzt werden. Sie können während des Herbstes nach Eintreten der Vegetationsruhephase, während der frostfreien Zeit im Winter sowie bis einige Tage nach Laubaustrieb im Frühling verpflanzt werden.

Durchführung einer Pflanzung

Die richtigen Pflanzen sind nun am richtigen Bestimmungsort. Da die Wurzel der Pflanzen häufig stark reduziert sind, ist es nötig das auch die Krone an das geringere Wurzelvolumen angeglichen wird. Dieses gezielte Rückschneiden der Krone zur Harmonisierung des Wurzel-Spross-Verhältnisses heißt Pflanzschnitt. Dabei sollte auch schon auf die spätere Entwicklung des Baumes Rücksicht genommen werden und möglicherweise entstehende Konkurrenztriebe mit der Terminale eingekürzt werden. Beim Pflanzschnitt ist auch die Baumart zu beachten, denn die Belaubung der Rosskastanien ist meist relativ spärlich in jungem Alter und deshalb hat der Eingriff milder zu erfolgen. Das Ergebnis ist eines solchen Pflanzschnittes ist in Abb. 2 zu sehen.

Abb. 2 Pflanzschnitt an Rotblühender Rosskastanie ist erfolgt. Die Terminale ist bereit von Konkurrenztrieben befreit worden und die Seitentrieben wurden etwas eingekürzt nicht aber entfernt

Nun wird die Pflanzgrube an der markierten Stelle ausgehoben mit Blick auf die Ausrichtung mit den anderen Bäumen der Allee. Diese hat so tief zu sein, dass der Wurzelhals der Pflanze exakt ebenerdig in den Boden eingebaut werden kann. Meist wird sie mit maschineller Hilfe in diesem Falle mit einem Schalengreifer an einem LKW-Kran innerhalb weniger Minuten gegraben. Die Abraum wird auf die Ladefläche des LKW verfrachtet und im Verhältnis 3 zu 1 mit Komposterde gemischt, um den Baum Nährstoffe zu geben und gleichzeitig die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu verbessern, denn durch den höheren Humusanteil wird diese verbessert.

Anschließend werden die Rundhölzer des Dreibockes befestigt und positioniert (Abb. 3), sodass der Baum genau in die Alleereihe hineinpasst. Anschließend wird mit einer Hängevorrichtung der Baum in die Grube gehoben und von seinem bis dato schützenden Drahtballen befreit (Abb. 4). Danach wird er von Hand feinausgerichtet (Abb. 5). Er soll mit seinem natürlichen Wuchs senkrecht stehen. Dies geht am besten zu zweit (Abb. 6).

Anschließend wird der Ballen mit Erde unterfüttert damit er fest steht und dann vorsichtig mit Erde angefüllt und mit einem Fußtritt die Erde etwas verdichtet, sodass keine größeren Hohlräume um den Ballen entstehen und es nicht zum nachsacken von Erde beim Wässern kommt. Dann wird ein Gießring aus Erde oder Kunststoff hergestellt, der bei der Wassergabe in den nächsten 3 Jahren das gezielte Abfließen des Wasser gewährleisten soll (Abb. 7). Nun werden die Holzpfähle nachgerammt auf eine Höhe gebracht und der Baum mit Gurtband oder Kokosstrick an 3 Punkten mit dem Dreibock verbunden. Dies ist notwendig, da sonst die aus dem Ballen auswachsenden Feinwurzeln selbst durch leichte Pendelbewegungen bei Wind abreißen würden. Dies hätte zur Folge, dass der Baum seinen Wurzelraum nicht vergrößern könnte.

In Abb. 8 ist das Ergebnis der Arbeit zu sehen eine Fleischrote Rosskastanie, die nun hoffentlich viele 100 Jahre an diesem Standort ihre vielen Ökosystemdienstleistungen vollführt und vielen Menschen einen toller Anblick, wie auch vielen Tieren ein Zuhause sein wird.

Mit bestem Dank an die Firma Garten- & Landschaftsgestaltung Martens für die Möglichkeit die Pflanzung zu begleiten und danke an das Team für den offenen Austausch währenddessen!

Quellen:
¹Peters, J. Torkler, F. und A. Wilitzki (2019): Alleen und Baumreihen an Straßen in Brandenburg – Ergebnisse einer aktuellen Bestandserfassung. In: Naturschutz und Landschaftsplanung, Ausgabe 51 (10), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart S. 472-477

²Landesamt für innere Verwaltung (2022): Statistisches Jahrbuch – Ausgabe 2021, Gastgewerbe & Tourismus, Kapitel 24